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Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland
Stapelholmer Weg
Der Weg schlängelt sich vorbei an Wiesen, Weiden und Feldern, durch kleine Wälder hügelauf und hügelab. Dörfer halten Mittagsschlaf in der Sommersonne, und kaum ein Auto stört die Stille. Reiher stehen regungslos am Ufer der Treene. Auf dem Stapelholmer Weg erleben Fahrradfahrer, Wanderer und Paddler Ruhe und Natur pur. Kaum vorstellbar, dass hier einst riesige Ochsen- und Schweineherden gen Süden getrieben wurden. Dass Bauern ihre Holsteiner Rassepferde an langen "Schnüren" zum Markt nach Flensburg führten und hoch beladene Kutschen zwischen Markt- und Umschlag- oder "Stapel"-Plätzen pendelten. In den Gasthäusern an der Handelsroute herrschte oft solch ein Betrieb, dass sich die Mägde und Knechte wochenlang keine Pause gönnen konnten.
"Seit seiner Eröffnung vor einem Jahr ist der neue Radweg sehr gut angenommen worden", bilanziert Marianne Budach, Geschäftsführerin der Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland. "Zur neuen Radel-Saison haben wir Pauschalangebote zusammengestellt, so dass Gäste ein Wochenende auf dem Stapelholmer Weg komplett buchen können." "Geestfreunde on Tour" und "Bike und Boot" greifen Besonderheiten der Region auf: Eine Übernachtung im Heu, die Kombination von Rad- und Kanutour – und den Schnaps "Kleiner Geestfreund".
Der mittelalterliche Handelsweg, der bei Oeversee südlich von Flensburg vom Ochsenweg abzweigt, orientierte sich am Verlauf der Treene. Der Fluss entstand am Ende der letzten Eiszeit. Ein Strom von Schmelzwasser aus dem nordeuropäischen Inlandeises bahnte sich hier den Weg Richtung Nordsee und Elbe und zog eine breite Rinne. In diesem Tal bildete die Treene als Überrest des Gletscherstroms ihren geschwungenen Lauf aus. Im Mittelalter war sie ab Hollingstedt bis zu ihrer Mündung in die Eider schiffbar – eine große Erleichterung für den Wareaustausch zwischen Norddeutschland und Skandinavien, Holland und England. Auch entlang des Stapelholmer Wegs wurde Handel getrieben: Auf dem fruchtbaren Land zwischen Eider, Treene und Sorge gediehen Weißkohl, Blumenkohl und "Holmer Rüben", und Zuchtpferde aus der Region waren über die Landesgrenzen hinaus gefragt.
Zu Lande und zu Wasser ist der historische Stapelholmer Weg heute wieder zu erleben. Eine gut ausgeschilderte Rad- und Wanderroute führt von Munkwolstrup bei Flensburg nach Hollingstedt. An 15 markanten Stellen geben Tafeln sowohl Informationen zur (natur-)geschichtlichen Vergangenheit des Stapelholmer Wegs als auch praktische Hinweise zu Übernachtungsmöglichkeiten oder Sehenswürdigkeiten in der Nähe. An "Paddel- und Pedalsstationen" können Fahrradfahrer in ein Kanu umsteigen und ein Stück die Treene hinab fahren. Rad und Gepäck werden auf Wunsch zur nächsten Anlegestelle transportiert.
Die Sieben-Brücken Tour von Munkwolstrup nach Hollingstedt:
(Länge: 45 Kilometer, mit Rückweg über Danewerk- und Ochsenweg 110 Kilometer; Paddel- und Pedalstationen in Langstedt, Sollerup, Hünning und Espertoft)
Munkwolstrup ist als "Stonehenge des Nordens" bekannt. Im Arnkiel Park befindet sich das größte rekonstruierte Großsteingrab Nordeuropas. Der Apenrader Probst Magister Troels Arnkiel berichtete um 1700 von Grabstätten mit gigantischem Ausmaß. Da diese jedoch bis ins 19. Jahrhundert hinein als Steinbrüche genutzt wurden, fanden Archäologen 300 Jahre nach Arnkiels Vor-Ort-Recherche nur noch wenige Überreste. Die Rekonstruktion der über 5000 Jahre alten Grabanlage wurde 2003 vollendet.
In Oeversee überrascht ein Kirchenbau aus dem 12. Jahrhundert mit einem wehrhaften, aus dicken Felssteinen gemauerten Turm. St. Jürgen hatte im Mittelalter eine Doppelfunktion und diente auch zur Verteidigung der strategisch wichtigen Treenefurt. Reisende und Pilger, die auf dem Weg nach Rom oder Santiago de Compostela waren, legten hier eine Rast ein. Bei Trollkjer in der Nähe von Tarp liegt eine weitere wichtige archäologische Fundstelle: bereits um Christi Geburt wurde hier Eisen gewonnen. Die Erze lagerten dicht unter der Erdoberfläche, sie wurden in Rennfeueröfen verhüttet. In der Gegend übten Schmiede ihr Handwerk aus, zum Beispiel in Süderschmedeby, wo ein Heimatmuseum Auskunft über die Eisenverarbeitung im Treenetal gibt.
In Treia kreuzte der Stapelholmer Weg den von Ost nach West verlaufenden "Friesenweg" oder "Angelboweg". Der Bischof von Schleswig erhob an der Kreuzung, die mit einer Burg gesichert war, Wegezoll. Die Anlage soll schon 1263 zerstört worden sein, doch noch heute sind Grundrisse und Wehranlagen zu erkennen. In Hollingstedt wurden im Mittelalter die Waren vom Schiff auf Pferdefuhrwerke umgeladen. Nicht nur die Schleswiger Händler unterhielten hier ihren Westhafen, schon die Wikinger aus Haithabu sollen hier Waren umgeschlagen haben. Der Landweg war durch die Wälle des Danewerks geschützt. An der Wehranlage orientiert sich ein weiterer Radweg. Über den Danewerk Weg und den Ochsenweg gelangt man schließlich zurück nach Munkwolstrup.